-Helgoland 2016-

Von Oktober bis Dezember arbeite ich als Beringungshelfer in der Vogelwarte auf Helgoland. Deutschlands einzige Hochseeinsel ist für ihre extravagante Vogelwelt äußerst bekannt und gilt als artenreichster Ort Europas. Sie bietet abgedrifteten Vögeln einen Rastplatz. Verrückter Weise landen hier jährlich seltene Vögel aus Sibirien, dem Nahen Osten oder aus Nordeuropa. 

In knapp 2 1/2 Monaten möchte ich so viel wie möglich von der Vogelwelt, aber auch den landschaftlichen Impressionen der Insel, mitnehmen.


-Was bisher geschah-

Bisheriges Highlight: Pazifikpieper

(v.L.) Gelbbrauenlaubsänger, Nonnensteinschmätzer, Spornammer & Östl. Hausrotschwanz

Der Vogel des Jahres: Bergbraunelle 

(v.L.) Isländische Rotdrossel, Waldpieper, Zwergammer, Krabbentaucher, Berglaubsänger & Taigazilpzalp


-09.12.2016-

Nach 2 1/2 Monaten geht es heute wieder runter von der Insel. Ich bin natürlich ein bisschen traurig, aber auch ganz glücklich mal wieder am Festland zu sein.

Die Zeit in der Vogelwarte war sehr lehrreich. Alleine durch die Beringung habe ich viel neues gelernt. Geprägt wurde alles natürlich durch eine unvergessliche Woche voller seltner Vögel.

Tschüss Helgoland, bis nächstes Jahr :)


-29.11.2016-

Weiterhin ist die Insel wie leergefegt. Ein ganz anderes Bild liefert aber die Düne von Helgoland, hier sind mittlerweile schon mehr als 100 junge Kegelrobben zur Welt gekommen. An den Stränden ist ein Durchkommen nicht mehr möglich! Die jungen Robben lassen sich allerdings von Beobachtungspunkten toll betrachten und auch fotografieren. Vogeltechnisch ragt die letzten Tage ein Goldbächen-Laubsänger heraus, den ich allerdings nur hab rufen hören und leider nicht sehen konnte. Außerdem verirrte sich ein weiterer Taigazilpzalp aus Sibirien nach Helgoland, den ich schön vor die Linse bekommen habe (s.o.). Es ist nun schon der sechste den ich in den letzten 40 Tagen beobachten konnte. Mit dem Iberischen Zilpzalp (Phylloscopus ibericus), dem Mitteleuropäischen Zilpzalp (Phylloscopus collybita), dem Nördlichen Zilpzalp (Phylloscopus abientinus) und dem Sibirischen Zilpzalp (Phylloscopus ssp. tristes) von West bis Ost, alle Zilpzalp-Arten und Unterarten Europas gesehen, in nur zwei Monaten :) 


-19.11.2016-

Die Zugzeit ist nun endgültig vorbei. Diese Woche gab es im Fanggarten fast nichts zu beringen. Heute aber direkt zwei Highlights auf einmal. Die seltene Unterart der Rotdrossel, aus Island kommend, verflog sich in unsere Reusen. In der Hand sind die Merkmale deutlich besser zu bestimmen und so konnte ich endlich mal eine in der Hand halten :D

Des Weiteren wurde mir eine weitere Rotdrossel aus der vorletzten Woche als "self-found"-Rotdrossel ssp. Coburni bestätigt (Foto: s.o.). Ansonsten gab es diese Woche einen Eistaucher und zwei Skuas zu bestaunen, beide habe ich aber leider verpasst...

Deutlich merkbar breitet sich der Winter aus. Die Insel ist wie leergefegt und die Geschäfte schließen der Reihe nach. Auch im Fanggarten wird der Betrieb langsam runtergefahren. Winterschlaf...


-11.11.2016-

Nach der unten beschriebenen Woche, ging es die letzten sieben Tage deutlich entspannter zu. Noch ein Blauschwanz, ein Waldpieper, viele Seidenschwänze und einige Krabbentaucher lassen die Beobachterherzen aber trotzdem höher schlagen... Ich habe mich dieser Woche in der Bestimmung von der Rotdrossel Unterart "Coburni" versucht. Dafür habe ich mir jede gefundene Rotdrossel einzeln vorgenommen. Eine konnte ich wahrscheinlich entdecken. Die Arten unterscheiden sich in wenigen Dingen, leider gibt es oft Überschneidungen der Merkmale, weshalb gilt, dass alles passen muss, um sie als solche bestimmen zu können. 

Außerdem sehr spannend war mein erster Waldpieper (Bild s.o.), einer sibirischen Ausnahmeerscheinung, die in Deutschland fast nur auf Helgoland nachgewiesen wird. Ich konnte sie einige Stunden beobachten und mich auf die markanten Unterschiede zu den ähnlich aussehenden "Standart-Piepern" in Aussehen und Ruf konzentrieren.

Mit Wiese-, Baum-, Strand-, Sporn-, Wald- und Pazifikpieper würde ich meine Helgolandzeit definitiv als sehr Pieper-lastig bezeichnen :D


-06.11.2016-

Eine Woche wie im Rausch! Jeder Tag hat seine eigene Geschichte, aber fangen wir chronologisch an:


Sonntag: Blauschwanz, Dunkellaubsänger

Gehört zwar nicht zu der KW 44 2016, aber dieser Tag war der Startschuss in eine unvergleichbaren Woche. Morgens meldet Jochen Dierschke einen Dunkellaubslaubsänger am Kringel, der erste von vielen Raritäten. Ich war schnell dort und konnte den Laubsänger beobachten. Mittags schlug die Beobachtung einer Bergbraunelle (mit Fotos) auf der Düne, wie eine Bombe ein. Es ging mit allen Ornis wieder mal rüber zur Suche, die leider erfolglos blieb. Zurück auf der Hauptinsel konnte ich dann aber einen Blauschwanz beobachten. Einer meiner Absoluten Wunschvögel.

 

Montag: Bergbraunelle, Östliche Klappergrasmücke, Seidenschwanz

Über Nacht kam es zum "Fallout" mehrere Tausende Amseln landeten auf der Insel. Im Fanggarten bewegten sie sich wie schwarze Wolken in die Räusen und wir haben um die 800 gefangen. In der abendlichen Dämmerung kam dann wieder eine Meldung zur Bergbraunelle rein. Diesmal keine 300 Meter weg von der Vogelwarte. Sofort schossen wir los und konnten den Vogel bei schlechtesten Licht noch beobachten! Eine wunderbarer Moment...

 

Dienstag: Bergbraunelle, Goldhänchen-Laubsänger, Krabbentaucher

Die Bergbraunelle wurde früh morgens wieder entdeckt und so konnte ich sie erneut beobachten, diesmal bei Regen... 

Mittags habe ich dann an der Großen Treppe die nächste Seltenheit beobachten können, wenn auch nur sehr kurz. Dabei handelte es sich um ein Goldbächen-Laubsänger. Einem sehr seltenen Gast aus Sibirien, der sich nur sehr kurz in meinem Blickfeld befand. Außerdem tauchten an diesem Tag die ersten Krabbentaucher auf.

 

Mittwoch: Taigazilpzalp, Krabbentaucher

Den Mittwoch Nachmittag hatte ich frei und verbrachte meine Zeit am Klingelstrand, weil ich die seit gestern anwesenden Krabbentaucher hoffte fotografieren zu können. Anwesend waren außerdem zwei sehr scheulose Taigazilpzalpe, die regelmäßig näher an mir dran saßen, als es die Naheinstellgrenze meiner Kamera erlaubt. Am späten Abend hatte ich dann das Glück, einen "gestrandeten" Krabbentaucher aus wenigen Metern beobachten und fotografieren zu können. Als ich Abends wieder in der Vogelwarte war, schickte ein Orni Bilder, die er Mittags auf der Düne gemacht hatte. Sie zeigten einen Amerikanischen Pazifikpieper, seit mehr als 150 Jahren nicht mehr in Deutschland nachgewiesen. Aber es war schon stockdunkel und keine Fähre fuhr mehr auf die Düne. Also blieb keine andere Möglichkeit als zu beten, dass er nicht über Nacht abzieht.

 

Donnerstag: Pazifikpiper, Trompetergimpel

Erste Fähre um 8 Uhr auf die Düne, zügig zur Stelle wo der Pieper tagsvorher fotografiert wurde und keine Minute später saß er im ersten Licht der wunderschön aufgehenden Sonne drei Meter vor uns! Eine richtig tolle Beobachtung. Nette Bilder gelangen mir außerdem auch noch. Die einzigen Nachweise dieser Art stammen aus dem 19Jh, beide wurden damals zu Bestimmung erlegt. Außerdem lag wenige Meter neben dem Pieper die erste junge Kegelrobbe in diesem Winter. An der großen Treppe ließ sich dann noch ein Trompetergimpel hören und beobachten.

Auch an diesem Abend kam wieder ein Bild rein, dass für Aufregung sorgte. Auf der Düne wurde ein östl. Hausrotschwanz fotografiert. Die Unterart unseres normalen Hausrotschwanz. Wieder mussten wir hoffen, dass er nicht des Nachts fortfliegt.

 

Freitag: Östlicher Hausrotschwanz

Und wieder hatten wir Glück, denn am nächsten Tag hüpfte der Rotschwanz wenige Meter vor meinen Füßen um her. Ein wunderschöner Vogel und erst der Dritte Nachweis für Deutschland. Das Wetter spielte leider nicht mit und der Vogel wurde ordentlich nass. 

 

Samstag: Bergbraunelle, Östl. Hausrotschwanz

Und dann tauchte nochmal eine Bergbraunelle auf. Diesmal konnte ich sie wunderbar beobachten. Als Pointe setzten sich Braunelle und Rotschwanz, der mittlerweile auf die Hauptinsel gewandert war, neben einander und ließen sich, wenn auch schlecht, zusammen auf ein Bild ablichten. Zwei solche Arten direkt nebeneinander... Ob mir das nochmal gelingen wird?!

 

Sonntag: Bergbraunelle, Östl. Hausrotschwanz

Beide sind noch da und ließen sich wieder beobachten. Mal sehen, ob das ganze noch getopt werden kann...

 


-30.10.2016-

Heute war ein magischer Tag! Gleich drei sehr seltene Vögel konnte ich heute beobachten. Einen Blauschwanz, einen Dunkellaubsänger und eine isländische Rotdrossel. Letztere habe ich netterweise selbst entdeck. 

Wieder verpasst habe ich heute Helgolands zweite Bergbraunelle, die wie schon vor einer Woche kurz auf der Düne zu beobachten war. Zwar war ich sehr schnell drüben, wurde aber ebenso wenig wie alle anderen Ornis für die Suche belohnt. Als geeignetes Trostpflaster erwies sich bei der Ankunft auf der Hauptinsel dann aber ein wunderschöner Blauschwanz! Nach dem die letzten Tage sehr ernüchternd waren, haben wir heute auch im Fanggarten festgestellt, das über die Nacht viele Vögel eingeflogen sind. Zahlreiche Amseln haben wir gefangen und beringt. Dazu flogen bis zu 40 Seidenschwänze durchgehend über die Insel. Hoffen wir, dass es so weiter geht und der starke Wind der letzten Tage weitere interessante Vögel zu uns nach Helgoland gebracht hat!
Bilder konnte ich heute nicht ein einziges machen :/ 


-16.10.2016-

Zeit, für zB meine Website, findet sich wenig auf Helgoland, das musste ich in den letzten zwei, gleichzeitig meine ersten Wochen hier feststellen. Aufgestanden wird um 7, dann wird stündlich bis 12 Uhr im Fanggarten gearbeitet, heißt Vögel fangen und beringen. Dann haben wir drei Stunden Mittagspause in der versucht wird, die ganze Insel abzugrasen. Denn auf Helgoland gilt: Es kann jederzeit alles passieren. Heißt jeden Moment kann ein seltner Vogel eintreffen, wegen denen ich ja auch hier bin. Nachmittags wird dann wieder stündlich gefangen bis 18 Uhr. Feierabend ist dann gleichbedeutend mit dem Sonnenuntergang und Abendessen. Der Tag kostet viel Kraft, meist fällt man um 21 Uhr fertig ins Bett und schläft!

 

Nun aber zum wichtigsten, den Vögeln!

Bisher stand der Wind recht schlecht, weshalb der ganz große Einflug der Seltenheiten ausblieb. Trotzdem gibt es hier jeden Tag ein Highlight. Mal ein schöner Vogel im Fanggarten, dann doch mal eine Rarität irgendwo auf der Insel. Langweilig wird es also nie.


Ornithologische Highlights waren bisher:

zwei Bergbraunellen, Pazifikpieper, Östl. Hausrotschwanz, Dunkellaubsänger, Blauschwanz, Waldpieper, Nonnensteinschmätzer, Goldhänchen-Laubsänger, Östl. Klappergrasmücke, Taigazilpzalp, Spornpieper, fünf Zwergammern, zwei Rosenstare, Berglaubsänger, Isländische Rotdrossel, eine Eismöwe und ein Eistaucher, sowie einige Krabbentaucher.

 

Meine Artenliste ab dem 2. Oktober auf Helgoland 

149 Arten (Stand: 06.12.2016)

Blässgans

Saatgans

Kurzschnabelgans

Graugans

Kanadagans

Nonnengans

Ringelgans (dunkelb.)

Brandgans

Stockente

Spießente

Pfeifente

Krickente

Bergente

Eiderente

Eisente

Trauerente

Schellente

Mittelsäger

Sterntaucher

Prachttaucher

Eistaucher

Haubentaucher

Rothalstaucher

Basstölpel

Eissturmvogel

Kormoran

Krähenscharbe

Graureiher

Mäusebussard

Kornweihe

Sperber

Turmfalke

Wanderfalke

Merlin

Wasserralle

Teichhuhn

Austernfischer

Sandregenpfeifer

Kiebitzregenpfeifer

Goldregenpfeifer

Rotschenkel

Sanderling

Meerstrandläufer

Steinwälzer

Alpenstrandläufer

Waldschnepfe

Bekassine

Zwergschnepfe

Lachmöwe

Sturmmöwe

Schwarzkopfmöwe

Silbermöwe

Mittelmeermöwe

Steppenmöwe

Heringsmöwe

Eismöwe

Mantelmöwe

Zwergmöwe

Dreizehenmöwe

Brandseeschwalbe

Gryllteiste

Trottellumme

Tordalk

Krabbentaucher

Straßentaube

Hohltaube

Ringeltaube

Türkentaube

Sumpfohreule

Feldlerche

Heidelerche

Ohrenlerche

Rauchschwalbe

Mehlschwalbe

Spornpieper

Pazifikpieper

Strandpieper

Baumpieper

Wiesenpieper

Waldpieper

Bachstelze

Trauerbachstelze

Gebirgsstelze

Seidenschwanz

Heckenbraunelle

Bergbraunelle

Rotkehlchen

Blauschwanz

Gartenrotschwanz

Hausrotschwanz

Östl. Hausrotschwanz

Steinschmätzer

Nonnensteinschmätzer

Schwarzkehlchen

Braunkehlchen

Singdrossel

Rotdrossel

Rotdrossel ssp. Coburni

Misteldrossel

Wacholderdrossel

Amsel

Ringdrossel

Mönchsgrasmücke

Klappergrasmücke

Östl. Klappergrasmücke

Teichrohrsänger

Fitis

Berglaubsänger

Zilpzalp

Zilpzalp ssp. Abientius

Taigazilpzalp

Gelbbrauen-Laubsänger

Goldhänchen-Laubsänger

Dunkellaubsänger

Wintergoldhänchen

Sommergoldhänchen

Zaunkönig

Zwergschnäpper

Kohlmeise

Blaumeise

Tannenmeise

Bartmeise

Raubwürger

Dohle

Saatkrähe

Rabenkrähe

Nebelkrähe

Star

Rosenstar

Haussperling

Feldsperling

Buchfink

Bergfink

Bluthänfling

Berghänfling

Alpenbirkenzeisig

Taigabirkenzeisig

Stieglitz

Grünfink

Erlenzeisig

Gimpel

Trompetergimpel

Kernbeißer

Fichtenkreuzschnabel

Karmingimpel

Rohrammer

Zwergammer

Schneeammer

Spornammer

Goldammer